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Ein offenes und viele verschlossene Denkmale in Pödelwitz

Rotes Haus in Pödelwitz

Dieses Jahr war auch Pödelwitz dabei beim Tag des offenen Denkmals! Kea Weber (Naturfreunde und Heimatverein Groitzsch e.V., Pödelwitz hat Zukunft e.V.) und Holger Schneider (Pödelwitz hat Zukunft e.V.) führten am 8. September zahlreiche Besucherinnen und Besucher beim Dorfrundgang an den meisten der denkmalgeschützten Gebäuden und den zahlreichen „Denkmal-Verdachtsfällen“ zwar leider nur außen vorbei, denn offen sind bei vielen der Gebäude im Besitz der MIBRAG GmbH höchstens Dächer, eingeworfene Scheiben oder aufgebrochene Türen.
Dennoch gab es viel Interessantes zu erfahren aus 750 Jahren Dorf-Geschichte:
Wussten Sie beispielsweise, dass Pödelwitz im Dreißigjährigen Krieg fast komplett abbrannte, die damaligen Bewohner ihr Dorf jedoch fast Original wieder auf den alten Grundrissen aufbauten? So hat sich die mittelalterliche Siedlungsform des „slawischen Rundlings“ bis heute gut erkennbar erhalten! Eine weitere spektakuläre Rettung dieses kulturhistorischen Schatzes folgte dann 2009 bis 2021 mit dem Kampf einiger Dorfbewohner gegen die Devastierungspläne. Dass etwas erhalten bleibt ist also keine Selbstverständlichkeit, an Pödelwitz ist das deutlich zu sehen. Der „Erhalt“ ist etwas Aktives, es braucht dafür eben Menschen, die etwas erhalten.
Gerade die historischen Gebäude aus Holz und Lehm brauchen Menschen, brauchen Bewohner: Sie müssen geheizt, gelüftet und natürlich instand gehalten werden. So sind auch vielen Gebäuden in Pödelwitz die Jahre des Leerstands inzwischen deutlich anzusehen. Im letzten Herbst ist eine der größten Scheunen des Ortes zur Hälfte in sich zusammengebrochen.
Dass es die Scheunen zuerst trifft, ist oft der nicht mehr vorhandenen (landwirtschaftlichen) Nutzung zu zu schreiben – ein Problem für unsere Baukultur, das selbstverständlich über Pödelwitz hinausgeht.
Damit Pödelwitz wirklich bleibt, in seiner charakteristischen Siedlungsform und seinem ortsbildprägenden historischen Baubestand, muss es also nicht nur wiederbelebt werden, bevor wir durch Leerstand und Verfall weitere Verluste in unserer Hauslandschaft erleiden. Diese Wiederbelebung muss auch mit passenden Konzepten für die vorhandene Gebäudesubstanz geschehen! Die Ideen des Pödelwitz hat Zukunft e.V. von einem „Dorf der kurzen Wege“, in das nicht nur die Wohnnutzung zurückkehrt, sondern auch dorfgemeinschaftlich getragene Infrastrukturen der Daseinsvorsorge, sowie auch Räume und Angebote des sozialen und kulturellen Lebens, tragen diesem Anspruch Rechnung.
Die Führung endete schließlich in der Pödelwitzer Dorfkirche. Vom romanischen Ursprung der Kirche aus dem 13. Jahrhundert zeugen trotz des barocken Umbaus bis heute architektonische Details wie der Vierpassstein über der Eingangstür und ein Fenster im romanischen Stil. Mit einem Konzert von Eckehard Erben (Geige) und Thomas Schicke (Kontrabass) erlebten wir das Denkmal nicht nur visuell, sondern auch in seiner besonderen Akustik. Nach all den verschlossenen Denkmalen mit noch ungewissem Schicksal endete die Führung in diesem offenen Denkmal also auch mit einem Signal der Hoffnung, denn die Kirche ist einer der ersten Orte, an dem das Leben in Pödelwitz wieder neu erwachen darf. Die Orgel wartet auf ihre Abreise zur Restauration und die Innensanierung der Kirche wartet nur noch auf letzte Gelder. Mit dem Einbau eines WCs und einer Teeküche wird die Kirche wieder neu zu einem Ort für Veranstaltungen und Begegnungen – Altes respektvoll bewahrt, Neues sensibel und sinnvoll ergänzt, um eine zeitgemäße Nutzung zu ermöglichen: Auf dass dies auch für all die anderen Denkmale und sonstigen sanierungsbedürftigen Gebäude von Pödelwitz bald möglich werde!

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