Wenn 23 blaue Stühle im Pödelwitzer Bürger:innen-Haus im Kreis stehen, ist der Raum bis in alle Ecken ausgefüllt.

Etwa 20 Menschen kamen am 14.03.2023 zum Pödelwitzer Zukunftsgespräch zusammen: Sieben Bewohner*Innen aus Pödelwitz (fünf Alteingessessene, zwei Zugezogene), Friederike Kaltofen (Pfarrerin Gemeinde Groitzsch), Thomas Meckel (Bürgermeister Neukieritzsch), Peter Böhmer und Thomas Lache (Geschäftsleitung und Vertreter des Inklusionsbetriebes SEB), Anna Funke-Gradulewski (Inklusionsbeauftragte des Landkreises Leipzig), Diane Apitz (Kreisrätin im Landkreis Leipzig), Dietmar Schäfer (Naturfreunde- und Heimatverein Groitzsch e.V.), Isabella Peißker (Stabsstelle des Landrates Wirtschaftsförderung/Kreisentwicklung), Thomas Langbehn (Biologe bei dem NABU zu Biodiversität arbeitend), Conny (Vetreterin des Bündnisses Alle Dörfer bleiben Halle-Leipziger Land), Andreas Rauhut (Geschäftsleitung Kinder- und Jugendring Landkreis Leipzig e.V.), Dr. Markus Bös (Strukturwandelinstitut Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Nora Mittelstädt (Vorstand Pödelwitz hat Zukunft e.V.) und Anne-Kathrin Lenarth (Mitglied Pödelwitz hat Zukunft e.V.).

4 blaue Stühle des Bürger*Innenhauses blieben wegen kurzfristiger Absagen bzw. sogar trotz Zusage leer: MIBRAG (die Eigentümerin von 80% der Gebäude im Dorf), Thomas Hellriegel (Geschäftsführer der neu gegründeten Strukurwandelgesellschaft StEG), Maik Kunze (Bürgermeister Groitzsch) und Henry Graichen (Landrat Landkreis Leipzig).

Eingeladen haben die Vereinsmitglieder des Vereins Pödelwitz hat Zukunft e.V. im Rahmen der Förderung „Orte der Demokratie“. Es moderierte von extern Dr. Ruth Sander.

Trotz fehlender politischer Vertretung ist ein breiter und lebendiger Austausch gelungen: Zum einen über die persönlichen und fachlichen Verbindungen mit Pödelwitz, zum anderen über Anknüpfungspunkte und mögliche Beiträge für eine Dorfentwicklung im Interesse vieler.

Es fand unter anderem eine lebhafte Debatte über die Chancen und Risiken eines betreuten Wohnens inmitten des Dorfes und einer dementsprechend inklusiven Dorfgestaltung und -organisation statt. Einzelne Visionen für die Zukunft des Dorfes wurden dank der Expertise der Anwesenden überprüft und mit Ideen erweitert: Wie wäre es, wenn große Werkzeuge geteilt, Räume mehrfach genutzt würden oder ein Campingplatz an der Tagebaukante entstünde?

Vor über zwei Jahren würde verkündet, dass Pödelwitz bleibt. Seit dem ist die Wiederbelebung des Dorfes noch nicht in Fahrt gekommen. Das Zukunftsgespräch ist vor diesem Hintergrund ein guter Auftakt, der zeigt, wie eine lebendige Demokratie aussehen kann und welche Gestaltungsimpulse und -kräfte bei den Menschen liegen. Dafür gehören sie an einen Tisch, auch um mitzuentscheiden, was sie betrifft.

Als Vereinsmitglieder freuen wir uns auf weitere Gespräche mit relevanten Akteur*Innen und auf eine gemeinsame Planung. Wie sie mit einem Unternehmen wie der MIBRAG gelingt, das hauptsächlich einer Aktiengesellschaft (EPH) unterliegt, ist eine große Frage. Können ihre Gewinninteressen und die Anforderung Rendite zu erzielen, mit reellen Bedürfnissen der Menschen in Verbindung gebracht werden? Wessen Bedürfnisse würde sie dort auf dem leeren blauen Stuhl neben mir vertreten?

Das ist eine große Frage für die lebendige Demokratie hier vor Ort, in der Region und in der Gesellschaft.